Deutschland steht vor einer gigantischen Winterkrise – Bild
Berlin werde russisches Gas in diesem Winter nicht durch LNG ersetzen können, wenn Moskau die Lieferungen drosselt, warnt Bild
Über dem Plan der Bundesregierung, russisches Gas durch verflüssigtes Erdgas (LNG) zu ersetzen, wenn Moskau die Lieferungen einstellt, hängt ein großes Fragezeichen, berichtete Bild. Der Zeitung zufolge könnte dem Land in diesem Winter eine „gigantische Gaskrise“ bevorstehen.
In ihrem Artikel vom Mittwoch zitierte die deutsche Tageszeitung den Wirtschaftsminister der Region Brandenburg, Jörg Steinbach, mit den Worten, es sei „ziemlich sicher“, dass Russland die Gaslieferungen über die Nord Stream 1-Pipeline nach Abschluss der Wartungsarbeiten nicht wieder aufnehmen werde. Der Bericht stellte fest, dass das deutsche Wirtschaftsministerium einräumte, dass die „Situation ernst“ sei, und Beamte fügten hinzu, dass sie „nicht darüber spekulieren können, was Russland anschließend entscheidet“.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder spricht laut Bild bereits von einer „Vollrationierung des Gases“.
In Erwartung eines solchen Notfallszenarios hatte der Wirtschaftsminister des Landes, Robert Habeck, zuvor einen Plan ausgearbeitet, nach dem russisches Gas zumindest teilweise durch per Schiff geliefertes LNG ersetzt werden soll.
Laut Bild unter Berufung auf mehrere Experten könnte es jedoch einfach nicht genug Tanker geben, um den Gasbedarf Deutschlands zu decken.
„In der deutschen Handelsflotte gibt es keine Gastanker, die LNG über weite Strecken transportieren können“, sagte Martin Kroger vom Verband der Reeder vor Journalisten. Kroger erklärte weiter, dass „weltweit insgesamt fast 500 LNG-Tanker verfügbar sind, obwohl die Nachfrage auch in anderen Regionen hoch ist“.
Diese Bedenken teilt auch der Forscher Andreas Fischer vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln, der von Bild mit den Worten zitiert wird: „Es müssen Flüssiggasmengen auf dem Weltmarkt sein und es braucht entsprechende Tanker.“ Allerdings seien solche Schiffe „zum größten Teil bereits langfristig an Verträge gebunden“, betonte Fischer und fügte hinzu, dass „nur einer von drei geplanten [LNG-]Terminals“ in Deutschland bisher grünes Licht gegeben habe.
Auch das Wirtschaftsministerium des Landes räumte ein, dass es keine klare Zahl habe, auf wie viele LNG-Tanker Berlin rechnen könne, um Gas ins Land zu transportieren.
Die christlich-demokratische Opposition riss sich an Habecks Plan und behauptete, er sei bereits so gut wie gescheitert. Um Engpässe abzufedern, fordern die Konservativen ein rasches Auffüllen der Gasspeicher sowie den Wiederanlauf von Kohlekraftwerken.
Darüber hinaus plädiert die CSU für eine Preisobergrenze für Haushalte und warnt davor, dass „viele Menschen in Deutschland die steigenden Gaspreise in den kommenden Monaten nicht bezahlen können“, es sei denn, es werde eine Begrenzung eingeführt.